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Der Kapitalismus ist kein System
Bild: pixabay.

Der Kapitalismus ist kein System

Wer das System der Unfreiheit will, muss es beschliessen. Das System der Freiheit hingegen, der Kapitalismus, ergibt sich von selbst.

An jeder Demo – ob für Frauenrechte oder gegen Klimawandel – ist über kurz oder lang die Rede davon, das aktuelle «System», ja das «Regime» des Kapitalismus sei der Fehler. Es brauche daher einen politischen Entscheid, um das alte durch ein neues, besseres System zu ersetzen. Diese Forderung führt auf mehreren Ebenen in die Irre. Erstens ist die Diagnose falsch: Angesichts einer über die Jahre auf gegen 50 Prozent gekletterten – erweiterten – Staatsquote kann kaum mehr behauptet werden, dass wir in ausgeprägt kapitalistischen Zeiten lebten; vielmehr ist die Schweiz zu einem semisozialistischen Land geworden. Zweitens ist die Forderung inhaltlich falsch: Alle wesentlichen Ingredienzen des Kapitalismus – Eigentumsrechte, Freiwilligkeit, Marktbeziehungen etc. – nützen sowohl dem Klima als auch den Frauen.

Vor allem aber ist der Kapitalismus oder die Freiheit kein System oder gar ein Regime, das irgendwann, gleichsam auf dem Reissbrett, explizit eingeführt worden ist. Wohl ist die Freiheit ideengeschichtlich ein enorm starker Begriff, der namentlich in der Aufklärung in all seinen Ausprägungen zuerst erkannt und dann wirkungsmächtig beschrieben und propagiert wurde. Ebenso wurden zu verschiedenen Momenten in der Geschichte politische Beschlüsse gefasst, die Freiheit zu akzeptieren, sie zu schützen, ihr Steine aus dem Weg zu räumen. Einen eigentlichen Entscheid zur Freiheit im engeren Sinn gab es aber nie. Kapitalismus oder eben Freiheit ergeben sich beziehungsweise sind einfach, wenn man sie denn lässt. Um dies zu erkennen, muss man nicht einmal das Naturrecht bemühen, sondern kann ganz faktisch auf die Wohlstandsrealität im freieren Teil der Welt abstellen.

Deshalb kann es logisch keinen gleichartigen Entscheid zwischen dem «System» der Freiheit und jenem der Unfreiheit geben. Letzteres kann man aktiv wählen, ja muss es, wenn man es denn will, ersteres aber kann oder muss eben nicht beschlossen werden. Der Kapitalismus ist nicht nur eine Ordnung der Spontaneität, sondern auch eine spontane Ordnung.

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